35. Neu­jahrs­emp­fang der CSU Germering

22 Jan 2023

Nach zwei­jäh­ri­ger Zwangs­pau­se lud der Orts­ver­band wie­der Ehren­amt­li­che aus der Stadt und dem Land­kreis zum Jah­res­auf­takt ein.
DRK-Prä­si­den­tin Has­sel­feldt plä­diert für gemein­schaft­li­ches Han­deln zur Bewäl­ti­gung der gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit

Zuletzt hat­te die CSU im Jahr 2020 zu ihrem tra­di­tio­nel­len Neu­jahrs­emp­fang gela­den. Danach war auch bei ihr Coro­na-Zwangs­pau­se, wie der Orts- und Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Oli­ver Simon in sei­ner Begrü­ßung bedau­ernd fest­stell­te. Umso mehr war die Freu­de der Funk­tio­nä­re und Man­dats­trä­ger, unter ihnen Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter Ben­ja­min Mis­ko­witsch, Bezirks­rä­tin Gaby Off-Nes­sel­hauf und Land­rat Tho­mas Kar­ma­sin sowie die stell­ver­tre­ten­de Land­rä­tin Manue­la Drechs­ler und 2. Bür­ger­meis­te­rin Manue­la Kreuz­mair, spür­bar, sich zum Jah­res­be­ginn end­lich wie­der mit den Vor­stän­den der ört­li­chen Ver­ei­ne, Orga­ni­sa­tio­nen und Initia­ti­ven bei einem Umtrunk tref­fen und per­sön­lich aus­tau­schen zu kön­nen. Neben wei­te­ren Per­sön­lich­kei­ten und Funk­ti­ons­trä­gern aus dem Land­kreis waren zudem Staats­mi­nis­ter a.D. Rein­hold Bock­let und der Spre­cher der Bür­ger­meis­ter im Land­kreis Hans Seidl unter den rund 250 Gästen.

Die CSU beging hier­bei zugleich ein halb­run­des Jubi­lä­um, denn die Ver­an­stal­tung fand heu­er zum 35. Mal statt. Für die­sen Neu­start nach der Pan­de­mie wähl­ten die Ver­an­stal­ter bewusst den Ama­de­us-Saal der Stadt­hal­le, „damit alles etwas luf­ti­ger ist und wir unse­ren Gäs­ten auch mehr Sitz­plät­ze bie­ten kön­nen“, so stell­ver­tre­ten­de Orts­vor­sit­zen­de San­dra And­re.

Bevor es jedoch an das von den Damen der Frau­en Uni­on unter Leis­tung von Gaby Pichel­mai­er wie­der lie­be­voll berei­te­te Buf­fet ging, warf Orts­chef Simon zunächst noch­mals den Blick zurück auf die ver­gan­ge­nen drei Jah­re und was seit­her alles an gewal­ti­gen Ver­än­de­run­gen auf die Men­schen her­ein­ge­bro­chen sei. Neben der Pan­de­mie sei­en die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels und nicht zuletzt der durch nichts zu recht­fer­ti­gen­de Angriffs­krieg auf die Ukrai­ne mit sei­nen welt­wei­ten huma­ni­tä­ren wie wirt­schaft­li­chen Fol­gen die Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit. Er dank­te den vie­len Ehren­amt­li­chen für ihren uner­müd­li­chen Ein­satz – auch und gera­de wäh­rend der Pandemie.

Die­se ein­lei­ten­den Gedan­ken griff sodann DRK-Prä­si­den­tin Ger­da Has­sel­feldt als dies­jäh­ri­ger Ehren­gast der Ger­me­rin­ger CSU in ihren „Gedan­ken zum Neu­en Jahr“ auf, wie ihr Rede­bei­trag in der Ein­la­dungs­kar­te über­schrie­ben war. Has­sel­feldt plä­dier­te in ihrer über 40-minü­ti­gen, kom­plett frei gehal­te­nen Anspra­che dafür, sich trotz aller der­zei­ti­gen Schwie­rig­kei­ten und Pro­ble­me nicht die Zuver­sicht neh­men zu las­sen. Als tat­kräf­ti­ge Gemein­schaft und wehr­haf­te demo­kra­tisch-frei­heit­li­che Gesell­schaft sol­le, kön­ne und dür­fe man auch wei­ter­hin posi­tiv in die Zukunft bli­cken. Die Kri­sen sei­en zu bewäl­ti­gen. Sie nutz­te hier­bei die Gele­gen­heit, auf die enor­men Leis­tun­gen der vie­len haupt- und ehren­amt­li­chen Mit­ar­bei­ter in den Ret­tungs­diens­ten und Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, nicht nur wäh­rend der Hoch­pha­se der Coro­na-Pan­de­mie, son­dern vor allem auch bei der Hoch­was­ser-Kata­stro­phe im Ahrtal im Jahr 2021 hin­zu­wei­sen. Ande­rer­seits wies sie aber auch auf Pro­blem­stel­lun­gen hin. So sei ins­be­son­de­re die sich aus unter­schied­li­chen gesetz­li­chen Rege­lun­gen für Ehren­amt­li­che im Hin­blick auf Frei­stel­lung und Lohn­fort­zah­lung erge­be Ungleich­be­hand­lung nicht fair. Für Has­sel­feldt ist klar: „Wir brau­chen hier eine bun­des­ein­heit­li­che Rege­lung auch für die sog. ‚wei­ßen Diens­te‘. Es kann nicht sein, dass, wenn bspw. THW und Rotes Kreuz am glei­chen Ein­satz betei­ligt sind, der THW-ler auto­ma­tisch frei­zu­stel­len ist und Lohn­fort­zah­lung bekommt, der Rot­kreuz­ler hin­ge­gen extra Urlaub neh­men muss. Bei­de sind doch glei­cher­ma­ßen ehren­amt­lich für ande­re im Einsatz.“

Und noch ein ande­res The­ma lag ihr am Her­zen: „Wir brau­chen in jedem Bun­des­land eine mobi­le Arzt­pra­xis, in gro­ßen Bun­des­län­dern, wie etwa Bay­ern, sogar zwei, um im Kata­stro­phen­fall umge­hend han­deln und die medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung auf­recht erhal­ten zu kön­nen.“ Der­zeit habe das DRK ledig­lich vier sol­cher Pra­xen aus eige­nen Spen­den­gel­dern finan­ziert. Dies sei viel zu wenig. Auch das habe die Flut­ka­ta­stro­phe gezeigt: „Wären wir nicht mit den vier mobi­len Pra­xen vor Ort im Ahrtal gewe­sen, hät­te es für zig­tau­send Men­schen über län­ge­re Zeit kei­ne medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung mehr vor Ort gege­ben. Was aber wäre gewe­sen, wenn wir noch eine ande­re Not­la­ge irgend­wo in Deutsch­land gehabt hät­ten?“ Für Has­sel­feldt ist klar, dass hier der Staat han­deln müs­se. Das DRK kön­ne das nicht auch noch selbst aus Spen­den­gel­dern leis­ten, das Spek­trum an natio­na­len und inter­na­tio­na­len Auf­ga­ben sei ohne­hin schon gewaltig.

Sie warb zugleich dafür, das Frei­wil­li­ge Sozia­le Jahr (FSJ) attrak­ti­ver zu machen. Das der­zei­ti­ge Taschen­geld für die FSJ-ler, sei bei wei­tem nicht genug, um mehr jun­ge Leu­te für einen sozia­len Dienst an der Gesell­schaft zu gewin­nen. Hier­bei sei es aber nicht allein die finan­zi­el­le Kom­po­nen­te, son­dern sicher­lich auch die Fra­ge, ob und wie die­ser Frei­wil­li­gen­dienst nicht zukünf­tig in irgend­ei­ner Form bei der Aus­bil­dung und Stu­di­um ange­rech­net wer­den kön­ne. Auch den Per­so­nal­not­stand ins­be­son­de­re im Pfle­ge­be­reich pran­ger­te die DRK-Prä­si­den­tin deut­lich an: „Das ist eine Zeit­bom­be und das nicht erst seit kur­zem!“ Sie for­der­te, dass auch hier der Gesetz­ge­ber gemein­sam mit den betrof­fe­nen Ver­bän­den end­lich Maß­nah­men ergrei­fen müs­se, um die Bedin­gun­gen in der Pfle­ge ernst­haft zu verbessern.

Wie zuvor Simon, zeigt sich auch Has­sel­feldt bestürzt und empört, über die Vor­komm­nis­se in der Sil­ves­ter­nacht: „Wir dür­fen es nicht dul­den, dass Ein­satz­kräf­te, Poli­zei, Feu­er­wehr und Ret­tungs­diens­te, belei­digt, bedroht und jetzt sogar kör­per­lich ange­grif­fen werden!“

Selbst ehren­amt­lich als Prä­si­den­tin tätig, dan­ke Has­sel­feldt auch ihrer­seits den vie­len Ehren­amt­li­chen – und das nicht nur im sozia­len Bereich, son­dern aus­drück­lich auch im Sport, in Kunst und Kul­tur sowie in Bil­dung und Päd­ago­gik. Die­se vie­len Frau­en und Män­ner, die sich ehren­amt­lich in Orga­ni­sa­tio­nen, Ver­ei­nen und Initia­ti­ven enga­gie­ren, sei­en doch Grund genug, posi­tiv und mit Zuver­sicht nach vor­ne zu blicken.

Dem stimmt auch Ober­bür­ger­meis­ter Andre­as Haas in sei­ner betont kur­zen Neu­jahrs­adres­se zur Abrun­dung des offi­zi­el­len Teils der Ver­an­stal­tung zu: „Ehren­amt ist kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit. Aber für uns als Stadt­ge­sell­schaft unge­mein wich­tig und letzt­lich unbe­zahl­bar! – Sie alle, die vie­len Ehren­amt­li­chen, machen mit Ihrem Ein­satz unse­re Stadt lebens- und lie­bens­wert. Dafür gebührt Ihnen unser aller Dank!“

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