Matinee mit Jeanne-Marie Sindani
Gestrandet im „Paradies“
Mit einem strahlenden Lächeln betritt Jeanne-Marie Sindani das kleine Podium in der Stadtbibliothek Germering. „Ich freue mich, dass Sie alle gekommen sind“, sagt die 53-Jährige Autorin, die auf Einladung der CSU aus ihrem Buch „Gestrandet im ‚Paradies‘“ lesen wird. Geboren im Kongo, studierte sie unter anderem in Canada Pädagogik, Volkswirtschaft und Internationale Beziehungen. Heute ist sie Migrations- und Integrationsberaterin im Caritas-Zentrum Fürstenfeldbruck und CSU-Mitglied, wie sie mehrfach betont. Das mag zunächst verwundern, doch schnell wird klar, dass Jeanne-Marie Sindani eben viele Facetten hat, weiß, wovon sie spricht, und es vor allem versteht, das komplexe Thema Flucht und Migration aus mehreren Perspektiven zu beleuchten und zu erklären:
„Ich will den Dingen auf den Grund gehen und die Öffentlichkeit aufklären über die humanitären Katastrophen, die viele der Flüchtlinge erlebt haben.“
Zugleich betont sie, dass es für sie ganz verständlich gewesen sei, dass die Menschen in Deutschland wegen der unbegrenzten und unkontrollierten Flüchtlingsströme im Jahr 2015 auch Ängste hatten. Deutschland und insbesondere Bayern hätten damals Großartiges geleistet und ein Zeichen der Humanität gesetzt. Dass hierbei nach den ersten Wochen der absoluten Willkommenskultur auch Angst vor Überfremdung und das Gefühl der Überforderung im Hinblick auf die Aufgaben der Integration aufgekommen seien, sei doch normal bei der großen Zahl der damaligen Flüchtlinge. Diese Ängste müsse man daher ernst nehmen. Ihr ebenso schlüssiger wie sachlicher Ansatz:
„Wir müssen verstehen, woher die Menschen kommen, was da los ist, und warum sie sich auf den Weg zu uns gemacht haben. Nur wenn wir die richtigen Fragen stellen, können wir auch zu einer richtigen Lösung gelangen.“
Über das Woher, das Was und Warum erfährt Sindani bei ihrer tagtäglichen Arbeit in persönlichen Gesprächen viel. Zu ihr kommen Migranten, die schon länger hier leben, aber auch Asylsuchende, anerkannte Flüchtlinge, unbegleitete Jugendliche, Asylberechtigte oder Personen mit einem subsidiären Schutzstatus. Die meisten sind aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und Nigeria, wie sie zu Beginn ihres Vortrags anhand offizieller Zahlen verdeutlicht.
„Viele sind traumatisiert und haben Schlimmes in ihrer Heimat, aber vor allem auch auf der Flucht erlebt“, berichtet Jeanne-Marie Sindani. Sie trägt hierzu aus ihrem Buch drei Passagen aus derartigen Gesprächen vor – „Fälle“, wie sie es nennt. Fälle, in denen die Geflüchteten von Krieg, Mord und Totschlag, Folter und brutaler Gewalt erzählen – vor allem aber von den menschenverachtenden Machenschaften der Schlepperbanden.
Auch wenn Sindani davon spricht, dass sie diese Schicksale sehr stark belasten, gewinnt sie ihrer Arbeit viel Positives ab. Und so beendet sie ihre Lesung mit Beispielen für die Erfolge ihrer Arbeit mit den Migranten – und mit einem strahlenden Lächeln.
Ortsvorsitzender Oliver Simon konnte neben der CSU-Fraktionsvorsitzenden Manuela Kreuzmair auch die Referentin der Stadt Germering für Integration und Städtepartnerschaften, Fereschteh Erschadi-Zimmermann, als Gäste begrüßen.