Mati­née mit Jean­­ne-Marie Sindani

24 Mrz 2019

Gestran­det im „Para­dies“

Mit einem strah­len­den Lächeln betritt Jean­ne-Marie Sinda­ni das klei­ne Podi­um in der Stadt­bi­blio­thek Ger­me­ring. „Ich freue mich, dass Sie alle gekom­men sind“, sagt die 53-Jäh­ri­ge Autorin, die auf Ein­la­dung der CSU aus ihrem Buch „Gestran­det im ‚Para­dies‘“ lesen wird. Gebo­ren im Kon­go, stu­dier­te sie unter ande­rem in Cana­da Päd­ago­gik, Volks­wirt­schaft und Inter­na­tio­na­le Bezie­hun­gen. Heu­te ist sie Migra­ti­ons- und Inte­gra­ti­ons­be­ra­te­rin im Cari­tas-Zen­trum Fürs­ten­feld­bruck und CSU-Mit­glied, wie sie mehr­fach betont. Das mag zunächst ver­wun­dern, doch schnell wird klar, dass Jean­ne-Marie Sinda­ni eben vie­le Facet­ten hat, weiß, wovon sie spricht, und es vor allem ver­steht, das kom­ple­xe The­ma Flucht und Migra­ti­on aus meh­re­ren Per­spek­ti­ven zu beleuch­ten und zu erklären:

„Ich will den Din­gen auf den Grund gehen und die Öffent­lich­keit auf­klä­ren über die huma­ni­tä­ren Kata­stro­phen, die vie­le der Flücht­lin­ge erlebt haben.“

Zugleich betont sie, dass es für sie ganz ver­ständ­lich gewe­sen sei, dass die Men­schen in Deutsch­land wegen der unbe­grenz­ten und unkon­trol­lier­ten Flücht­lings­strö­me im Jahr 2015 auch Ängs­te hat­ten. Deutsch­land und ins­be­son­de­re Bay­ern hät­ten damals Groß­ar­ti­ges geleis­tet und ein Zei­chen der Huma­ni­tät gesetzt. Dass hier­bei nach den ers­ten Wochen der abso­lu­ten Will­kom­mens­kul­tur auch Angst vor Über­frem­dung und das Gefühl der Über­for­de­rung im Hin­blick auf die Auf­ga­ben der Inte­gra­ti­on auf­ge­kom­men sei­en, sei doch nor­mal bei der gro­ßen Zahl der dama­li­gen Flücht­lin­ge. Die­se Ängs­te müs­se man daher ernst neh­men. Ihr eben­so schlüs­si­ger wie sach­li­cher Ansatz:

„Wir müs­sen ver­ste­hen, woher die Men­schen kom­men, was da los ist, und war­um sie sich auf den Weg zu uns gemacht haben. Nur wenn wir die rich­ti­gen Fra­gen stel­len, kön­nen wir auch zu einer rich­ti­gen Lösung gelangen.“

Über das Woher, das Was und War­um erfährt Sinda­ni bei ihrer tag­täg­li­chen Arbeit in per­sön­li­chen Gesprä­chen viel. Zu ihr kom­men Migran­ten, die schon län­ger hier leben, aber auch Asyl­su­chen­de, aner­kann­te Flücht­lin­ge, unbe­glei­te­te Jugend­li­che, Asyl­be­rech­tig­te oder Per­so­nen mit einem sub­si­diä­ren Schutz­sta­tus. Die meis­ten sind aus Syri­en, Afgha­ni­stan, Eri­trea und Nige­ria, wie sie zu Beginn ihres Vor­trags anhand offi­zi­el­ler Zah­len verdeutlicht.

„Vie­le sind trau­ma­ti­siert und haben Schlim­mes in ihrer Hei­mat, aber vor allem auch auf der Flucht erlebt“, berich­tet Jean­ne-Marie Sinda­ni. Sie trägt hier­zu aus ihrem Buch drei Pas­sa­gen aus der­ar­ti­gen Gesprä­chen vor – „Fäl­le“, wie sie es nennt. Fäl­le, in denen die Geflüch­te­ten von Krieg, Mord und Tot­schlag, Fol­ter und bru­ta­ler Gewalt erzäh­len – vor allem aber von den men­schen­ver­ach­ten­den Machen­schaf­ten der Schlepperbanden.

Auch wenn Sinda­ni davon spricht, dass sie die­se Schick­sa­le sehr stark belas­ten, gewinnt sie ihrer Arbeit viel Posi­ti­ves ab. Und so been­det sie ihre Lesung mit Bei­spie­len für die Erfol­ge ihrer Arbeit mit den Migran­ten – und mit einem strah­len­den Lächeln.

Orts­vor­sit­zen­der Oli­ver Simon konn­te neben der CSU-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Manue­la Kreuz­mair auch die Refe­ren­tin der Stadt Ger­me­ring für Inte­gra­ti­on und Städ­te­part­ner­schaf­ten, Fereschteh Erscha­di-Zim­mer­mann, als Gäs­te begrüßen.

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